Stiftung
Der industrielle Charme der Ausstellungsräume im Erdgeschoss einer ehemaligen Fabrik für Mikromotoren blieb im Rahmen der sanften Renovation durch die Architekten Christ & Gantenbein erhalten. Die ursprüngliche Funktion der Location ist dabei in formschönen Details immer noch präsent, wenn auch der Fokus der Renovierungsarbeiten klar auf der Nutzbarmachung der rund 500 Quadratmeter für den Ausstellungsbetrieb der Stiftung lag.
Die Ausstellungsräume und das Büro der Kulturstiftung Basel H. Geiger befinden sich im Zentrum der Stadt Basel in direkter Nähe zum Rhein sowie der Universität und vis-à-vis des Universitätsspital Basel.
Zwei bis drei Ausstellungen jährlich mit aktuellen politischen oder kulturellen Bezügen, Kunst- und Themenausstellungen konzipiert aus individuellen und divergenten Blickwinkeln – mit diesem Konzept will die Kulturstiftung Basel H. Geiger dem reichen kulturellen Angebot der Stadt Basel eine weitere Facette hinzufügen.
Eintritt und Ausstellungskatalog sind jeweils frei.
ÜBER DIE STIFTUNG
Gegründet wurde die Kulturstiftung Basel H. Geiger 2018 von der Künstlerin und Philanthropin Sibylle Piermattei-Geiger (1930—2020), gemeinsam mit ihrem Mann Rocco Piermattei. Namensgeber der Stiftung ist der Schweizer Pharmazeut und Unternehmer Hermann Geiger (1870—1962), Grossvater der Stifterin. Sibylle Piermattei-Geiger, die erst spät und in fortgeschrittenem Alter zur Erbin wurde, war nicht nur Mäzenin, sondern Zeit ihres Lebens eine unabhängige, unkonventionelle und weltoffene Kultur- und Menschenfreundin. Die KBH.G will ein Kulturangebot schaffen, welches die Menschen mit jeder neuen Ausstellung anspricht und sie ohne Vorbehalte über die Schwelle sowie mitten hinein in ein ganz anderes Kunsterlebnis lockt. Für sämtliche Ausstellungen ist der Eintritt frei. Ausserdem produziert die Kulturstiftung Basel H. Geiger zu jedem Ausstellungsthema eine inhaltlich und künstlerisch anspruchsvolle Publikation, welche die Besucher*innen kostenlos erhalten. Das Ziel der Kulturstiftung Basel H. Geiger ist, sich neben den grossartigen Basler Museen, Ausstellungshäusern und Galerien zu etablieren und dabei stets das bestehende Angebot zu ergänzen, ohne die bestehenden Institutionen zu konkurrenzieren. Dies in der festen Überzeugung, dass Basel über ein interessiertes, offenes und sehr kulturaffines Publikum verfügt, welches den Beitrag der Stiftung zu einem reichen und vielfältigen Angebot schätzt.
Die Gründung ist verbunden mit dem Ziel, der Stadt Basel, ihren Bewohner*innen und Besucher*innen ein neues einzigartiges Forum für Kunst und Kunstschaffende zur Verfügung zu stellen. Es soll ein Ort geschaffen werden, an welchem räumlich und gedanklich Spiel- und Freiraum für Ausstellungen vorhanden ist, welche sich ausserhalb der Konzepte der etablierten Institutionen bewegen.
STIFTUNGSRAT
Stifter:
Sibylle und Rocco Piermattei-Geiger
Das Leben einer "höheren Tochter" erschien Sibylle Piermattei-Geiger (1930 - 2020) nie erstrebenswert. Schliesslich wurde ihr nicht nur das Bürgertum in die Wiege gelegt, sondern auch die Liebe zu Kunst, Theater und Musik – sowie Mut und Neugier. Die Tochter eines Arztes und einer Künstlerin begleitete ihre Eltern schon früh ins Theater und entwickelte eine besondere Leidenschaft für die Oper. Das begabte Mädchen erhielt Klavierunterricht und eine Karriere als Pianistin schien vorgezeichnet. Doch die junge Frau will mehr, sie will gestalten und erreicht mit 16 Jahren die Aufnahme an die Kunstgewerbeschule Basel, wo sie den Vorkurs beginnt. Danach lernt und arbeitet sie beim bekannten Basler Grafiker und Konstruktivisten Rolf Rappaz. Durch ihn lernt sie die Theaterwelt auch hinter den Kulissen kennen, kommt in Kontakt mit Regisseuren sowie Kostümbildnern und erlebt die Transformation des Kulturbetriebs in der Nachkriegszeit.
Noch vor Ihrer Volljährigkeit will sie nach Paris – nicht nur für eine Reise, sondern um dort zu leben. Ihr Grossvater, dessen Namen die Stiftung von Sibylle und Rocco Piermattei-Geiger trägt, unterstützt die Enkelin. Zwar nur mit einem bescheidenen Geldbetrag, doch reicht er aus, um sich eine kleine Unterkunft in Saint-Germain-des-Prés leisten zu können und er ist Ausdruck des Vertrauens des Grossvaters und seiner tiefen Zuneigung.
In Paris besucht sie die Schule für Bühnen- und Kostümbildung und findet ihre wahre Leidenschaft. Denn hier fliessen nicht nur Mode und Stile in ihre Skizzen und Entwürfe ein, sondern auch das politische und gesellschaftliche Geschehen der darzustellenden Zeit. Yves Bonnat, Bühnenbildner des Balletts Monte Carlo sowie des Balletts der Champs Elysée, macht sie zu seiner Assistentin. Sie wird Teil einer Gruppe von Kreativen und Künstlern, lernt einen Schweizer Maler kennen und wohnt mit ihm in einem kleinen Atelier. Dort begegnet sie auch Alberto Giacometti und, im Sommer an der Côte Azure, César. Doch sie fühlt sich in ihrem künstlerischen Ausdruck von ihrem Partner unterdrückt, verlässt ihn und kehrt über Umwege in die Schweiz zurück, bevor sie eine Assistenz bei Gerd Richter, dem Bühnenbildner des Staatstheaters Stuttgart, erhält. Mit dem 30 Jahre älteren Richter, mit dem sie auch privat verbunden ist, arbeitet sie an verschiedenen Theatern in Deutschland und Österreich, bevor sie die "Mésalliance" auf Druck der Familie aufgibt und in die Schweiz zurückkehrt.
Von Basel geht es ans Theater Luzern und später krankheitsbedingt nach Davos. Als es ihr besser geht reist sie nach Rom und anschliessend nach Lugano, wo sie ihren ersten Mann, einen Journalisten, kennenlernt. Die Ehe hält nur vier Jahre, aber durch ihn lernt sie europäische Kinostars der Nachkriegszeit wie Vittorio Gassman und Yves Montand kennen und er stellt sie der grossen Tänzerin und Choreografin Katherine Dunham vor, deren Tanztruppe sie auf eine Europatournee begleitet. Inzwischen geschieden, lebt Sibylle später in Apulien und Rom. Sie beginnt selbst zu malen und hält sich mit der Arbeit für kleine Theaterproduktionen über Wasser. Anfang der 60er Jahre kommt sie in Mailand zum Filmbusiness, wo sie unter anderem für die 20th Century Fox arbeitet, bevor es in den 70er Jahren wieder zurück in die Schweiz geht. Bei einem ihrer regelmässigen Besuche in Rom lernt sie ihren zweiten und heutigen Ehemann Rocco Piermattei, Mitglied einer der ältesten römischen Familien, kennen. Die beiden ziehen zusammen, eröffnen eine Kunstgalerie und verbringen ihre Sommer in der Toskana, wo sie sich nach ihrer Hochzeit im Jahre 2000 auch niederlassen.
Hier beginnt das philanthropische Engagement von Sibylle Piermattei-Geiger, die 2004, nach dem Verkauf der von ihrem Grossvater gegründeten Firma Gaba an die Colgate-Palmolive-Gruppe, ein Vermögen erbt. Mit diesen Mitteln gründet das Paar 2009 die Fondazione Culturale Hermann Geiger in Cecina, wo jedes Jahr bis zu drei Ausstellungen stattfinden, deren Eintritt sowie Katalog für die Besucher kostenlos sind. Denn das Stifterpaar will möglichst vielen Menschen den Zugang zu Kunst ermöglichen und ihr Interesse dafür wecken. Das Stifterpaar, das sich regelmässig in Basel aufhält, beschliesst 2018, sein Engagement hier fortzusetzen. Aus diesem Grund wird 2019 die Kulturstiftung Basel H. Geiger mit Heimat im Herzen von Basel ins Leben gerufen.
Stiftungsratspräsident:
Dr. Markus W. Stadlin
Stiftungsratsmitglieder:
Raphael Suter
Rocco Piermattei
Patricia von Falkenstein
Nathalie Neumann Pfendler
Factsheet Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G